Was Hiobs Freunde anfänglich taten, nämlich weinen, Kleider zerreissen, Sand auf das Haupt streuen und schweigend einfach dem Hiob längere Zeit nahe zu sein, war das Beste an ihrem Besuch (Hiob 2, 11-13). Was reizte sie zu reden? Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit? Unsicherheit und Hirngespinste? Vielleicht die Möglichkeit, ihr frommes Wissen endlich mal an den Mann zu bringen? Wer Leid trägt (was man ''trägt'' wiegt manchmal schwer) der soll getröstet werden. Jesus sagte dies in der Bergpredigt (Matthäus 5,4). Die Frage ist also: Wie kann man trösten? Hiobs Freunde sind ein schlechtes Beispiel. Nicht weil sie grundsätzlich und allgemein Falsches gesagt haben, sie haben theologisch die Wahrheit ausgesprochen, sondern weil es der Situation Hiobs absolut nicht gerecht wurde. Es war Gott gegenüber nicht gerecht, sondern im höchsten Maße respektlos und anmaßend. Es war deplaziert. Gut gemeint, schlecht gemacht! Zur falschen Zeit am falschen Ort oder zur rechten Zeit das Falsche gesagt oder das Falsche zur rechten Zeit. Oder eben auch überhaupt etwas gesagt. Hiobs Freunde stellten merkwürdige Fragen in den Raum, unterstellten ihm verborgene Sünden und vergrößerten so seinen Schmerz und Frust. Manchmal leiden wir darunter, daß Gott nicht vorhersehbar mit uns umgeht. Das liegt zwar auf der Hand, aber wir kommen damit nicht immer klar. Die Freunde Hiobs taten so, als ob sie genau wüssten wer Gott ist und was er will und meint. Die Frau Hiobs war mit der Situation überfordert und emotional brach es dann auch aus ihr heraus: ''Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb!'' (Hiob 2,9). Auch sie war eine leidige (recht radikale) Trösterin.
Gottes Hand (sein Wirken) kann sich für uns manchmal unerwartet verändern (Psalm 77,11) auch wenn ER selbst unveränderlich bleibt (Jakobus 1,17). Das Buch Hiob zeigt auch, wie sehr wir von Gott abhängig sind und wie schnell sich immer alles verändern kann - zum Guten und zum Schlechten. Aber vor allem zeigt uns diese Begebenheit, daß wir Gott nicht in die Tasche stecken können. Die Freunde Hiobs meinten Gott auf das reduzieren zu können, was in ihrem Kopf und in ihren Erfahrungen und ihrer Weltanschauung sowie ihrer Sicht Hiobs Leid gegenüber steckte. Sie waren graue Theoretiker und lausige Seelsorger und haben sich bei Hiob gründlich geirrt. Sie haben letztlich nicht Hiob gesehen und gesucht, sondern den theologischen Hammer heraus geholt und Hiob mit ihrer vermeintlichen Klugheit fast erschlagen. Gott ist nicht die Summe der Theologie, auch wenn sein Wort in der Bibel die Wahrheit beinhaltet. Worauf es zuerst ankommt ist dies, was in 1. Korinther 8, 1-3 steht: ''Wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut. Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen, der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt''. Informationen (Theorie) zu haben und zu studieren ist wichtig, und gehört zum Glaubensleben ebenso dazu wie die Praxis. Aber die Taten sollen nicht in erster Linie von der Theorie (Theologie) leben, sondern von der Liebe zum Menschen und dem Respekt (Demut) Gott gegenüber, der größer ist, als wir begreifen können. Wir können nicht recht über Gott (nicht die Theologie) reden, wenn wir über die Köpfe der Menschen hinweg überheblich und unterkühlt fromm debattieren. Gott ist größer und mehr als unser zerstückeltes Wissen (1. Korinther 13, 9-10).