Es ist irgendwie tröstend, wenn wir in der Bibel lesen, daß auch zwischen gesegneten Dienern Gottes (Barnabas und Paulus) in manchen persönlichen Punkten Uneinigkeit besteht, und man sich dann kurzzeitig auch aus dem Weg geht. Das ist im Text ganz sicher nicht beispielhaft zur Nachahmung erwähnt, aber durchaus als Hinweis, daß auch gläubige Menschen keine ''Heilig-Geist-Maschinen'' sind, sondern ebenso in ihren Meinungen kontrovers oder übermotiviert sein können. In Sprüche 13,10 lesen wir: ''Unter den Übermütigen ist immer Streit; aber Weisheit ist bei denen, die sich raten lassen''. Sowohl der aus Zypern stammende Barnabas als auch der gelehrte Völkerapostel Paulus (aus Tarsus) waren kompetent und gestandene Nachfolger Jesu. Er (Barnabas) war ein ''trefflicher Mann und voll heiligen Geistes und Glaubens'' (Apostelgeschichte 11,20). Da ist wohl immer die ''Gefahr'', daß man meint, es nicht mehr nötig zu haben, daß man korrigiert und ermahnt wird. Barnabas war es, der Paulus vormals bei den Aposteln einführte, nachdem er anfangs viel Misstrauen empfing, aufgrund seiner Rolle als Christenverfolger vor seiner Bekehrung. Es ist auch natürlicherweise so, daß man seinen Freunden gegenüber wohl großzügiger und toleranter ist als wenn die Verbindung nicht so eng ist. Das war wohl bei Barnabas mit Johannes so gewesen, als auch bei Paulus mit Silas. Wir lesen aber auch, daß Paulus und Johannes letztlich dann doch sich wieder völlig eins waren und sich vertrauten (2. Timotheus 4,11). Die Wege, die man im Grunde gemeinsam geht, können auch mal einen scheinbaren Umweg beinhalten oder mit Anlaufschwierigkeiten gepflastert sein. Wenn am Ende die gemeinsame Linie wieder beschritten wird (und man dabei etwas gelernt hat) sind auch manche Auseinandersetzungen nicht überflüssig.
Auch wenn wir im Geist und im Recht sind, so können wir uns dennoch in manchen Dingen unterordnen und müssen auch lernen, manches zuerst einmal stehenzulassen. Bei Paulus und Barnabas ging es nicht um heilsgeschichtliche Inhalte, sondern um Personen. Paulus vermisste bei Johannes den missionarischen Eifer, weil dieser schon einmal (bei der ersten Missionsreise) sich davon gemacht hatte, als es darum ging ans Werk zu gehen (Apostelgeschichte 13,13). Kennen wir nicht auch solche Situationen, daß wir jemanden aufgrund seiner vergangenen Versäumnisse oder anderen Entscheidungen, für ungeeignet halten dieses oder jenes zu tun? Aber sehen wir das immer richtig? Wer nicht gleich von 0 auf 100 kommt, ist der von vornherein die falsche Person für eine Aufgabe? Ich denke nicht. Gott ist ein Gott der neuen Anfänge und manches zögern und umkehren hat auch den Sinn und Zweck, daß wir uns neu ausrichten können um bei nächster Gelegenheit umso kompetenter und zielstrebiger unseren Dienst zum Segen auszuführen. Beispiele dafür gibt es genug wie bei Mose, der anfangs einen schweren Stand hatte bei seinen eigenen Leuten (2, Mose 5, 20-22) und sogar zum Mörder wurde (2. Mose 2,12). Oder auch Petrus, der an seine Grenzen geführt wurde und sich selbst als Versager sah. Jesus sagte in Lukas 22, 31-32 zu ihm: ''Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder''. Enttäuschungen und so manche Grenzerfahrungen (auch gerade untereinander) müssen nicht zwangsläufig ein Schritt zurück sein, sondern haben für einen aufrichtigen Christen immer das Potenzial uns zu stärken und letztlich klüger und besser zu machen. Gott segne euch!