Kann ein Tisch erzählen?
Er ist nicht der wertvollste, denn er ist aus Kiefer. Anschaffungswert gering.
Er musste mehrmals umziehen, weil er immer wieder der jeweiligen Familiengröße
angepasst wurde. Heißt: erst war er für 6 Personen gut, dann für 9 zu klein. Dann für
6 Personen und Freunde nicht nur zu klein, sondern schlichtweg überfordert, deswegen
endete seine Reise, bei einem 2 Personenhaushalt, in dem er sich auch immer wieder an Festtagen
regelrecht ausbreiten musste.
Als ich das letztem Mal an diesem Tisch saß, viel das Zimmerlicht so günstig, dass ich über
die gesamte Tischplatte sehen konnte.
Ich stutzte, ich sah alles!!!!
Die Macke, die einer meiner Söhne hinterließ, als er mit seinem Besteck grob umgegangen ist.
Die Kerbe, die er erlitt, als ein Gegenstand unsanft auf ihn gestellt wurde.
Das Dreieck, das entstand, als ein Kind mit dem schärfsten Messer, das wir hatten, sich an der
Kante schnitzend versuchte.
Der Anfang eines Briefes, der durch dünnes Papier mit dem Kuli geschrieben, verewigt wurde.
Dazu gehören noch diverse mathematische Formeln und sogar Unterschriften verschiedener Personen. Geschichten über Geschichten, die er erzählen könnte, von unserem Familienleben.
Dem Leben anderer Personen.
Szenen über Szenen entstehen vor meinen Augen.
Er wurde berührt auf vielfältige Weise. Auch das. Es wurde gestrichen, gekratzt, geklopft, getippt, gehauen. Wie oft hat man sich daran gestoßen, wie oft wurde er geschoben, gezogen, getragen, geschleppt.
Er kennt auch Flüssigkeiten aller Art.
Von Öl, über Milch, Honig, Marmelade, Essig, Saußen. Suppen, Kaffee, Tees, zu Reiniger usw…
mal heiß, mal kalt, mal eisig.
Immer wieder musste er behandelt werden, weil ihm etwas oder jemand zu sehr zugesetzt hatte.
Von Schleifen, über schrubben, radieren, lackieren, zu klebrigen Substanzen entfernen.
Jaaa!
Er ist viel gewöhnt.
Für uns war er immer im Mittelpunkt.
Im Mittelpunkt unseres Familienlebens.
So ist er für uns:
der Wertvollste geworden.
„ Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente bei Tisch; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen.“Johannes 12,2
„21 Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; 22 und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie! Denn sie schreit hinter uns her. 24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 25 Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden[4] hinzuwerfen. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde[5] von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.“ Matthäus 15,21-28